Ich wurde schon öfters darum gebeten, die Geschichte meiner Transformation auf zu schreiben, sei es für einen Gastbeitrag auf einem Blog, oder auch privat. Das war mir immer irgendwie unangenehm und darüber hinaus wusste ich auch nicht, wie ich das Ganze angehen sollte.
Hier und jetzt soll es aber soweit sein!
Die Reaktionen der Menschen die mich jetzt erst kennen lernen, spiegeln oft eine Mischung aus Erstaunen, Entsetzen und Bewunderung wider, wenn sie hören, dass ich über 40 Kilogramm abgenommen habe. Und eine der ersten Fragen ist immer: „Wie hast du das nur geschafft?“
Ja, also – Wie habe ich das geschafft?
Eine kurze Frage, die aber gar nicht so einfach zu beantworten ist und ich muss dabei etwas ausholen in der Geschichte. Ich hoffe ich werde euch nicht langweilen.
Angefangen hat alles damit, dass ich aus Überzeugung (!) vegan geworden bin. Vor diesem Schritt hatte ich schon ca. 4 Monate vegetarisch gelebt, einfach weil mir die Lust auf Fleisch vergangen war. Im Zuge dessen habe ich dann angefangen mich zu informieren, bin durch Umwege auf den Facebookaccount eines veganen Tattoomodels gestoßen, die neben ihren Fotos auch immer wieder ideelle Sachen gepostet hat. So z.B. auch viel über Veganismus, bzw. Kritik an Massentierhaltung, etc.
Ich begann mich mit dem Thema auseinander zu setzen, und war teilweise echt schockiert, erfuhr Sachen, über die ich mir noch nie in meinem Leben vorher Gedanken gemacht habe (aber darum soll es aus diesem Blog gar nicht gehen. Ich will nicht missionieren oder – noch schlimmer – anklagen.)
Ich begann mich und mein Essverhalten zu hinterfragen. Welches sich übrigens kurz zusammenfassen lässt: möglichst schnell sollte es gehen, möglichst billig sollte es sein.
Ein paar Wochen lang ließ ich das Ganze ruhen, ich war doch immerhin „schon“ Vegetarier geworden, reichte das nicht?
Kurz gefasst: Nein!
Mitte November 2014 fasste ich mir ein Herz und ging das erste mal ganz bewusst vegan einkaufen, ohne es an die große Glocke zu hängen. Tatsächlich gab es zu der Zeit, obwohl es schon im „Kommen“ war, noch nicht all zu viel veganes Angebot in den normalen Supermärkten, also stand ich am Ende mit einem Haufen Obst und Gemüse, Reis, Nudeln und Kartoffeln, Tomatensoße und einem Sojaghurt in meiner WG-Küche und fing damit an, frisch zu kochen und mich überhaupt das erste mal damit auseinander zu setzen, was in bestimmten Lebensmitteln alles enthalten ist.
Ich hatte echt ein bisschen Angst davor, wie mein Umfeld reagieren würde; ich hatte und habe nämlich nie dazu Lust gehabt Grundsatzdiskussionen zu führen. Jeder, wie er gerne möchte, und ich wollte keine tierischen Produkte mehr zu mir nehmen, basta!
Entgegen meiner Befürchtungen wurde es aber hauptsächlich positiv aufgenommen – klar, der eine oder Andere dachte sich bestimmt „Das ist nur ne Phase“ oder „Was soll der Quatsch denn jetzt?“, aber damit kam ich klar.
Um jetzt den Bogen wieder zu meinem Gewichtsverlust zu spannen:
Ich besaß zu dieser Zeit keine Waage, ich wusste nur, dass das letzte Mal als ich mich wiegen wollte die Waage meiner besten Freundin (sie ging bis 130 Kilo) nichts mehr angezeigt hatte –
Autsch!
Ich schätze mein höchstes Gewicht auf ca. 135 Kilo und verlor die ersten 10-15 Kilo im Grunde, ohne es zu „wollen“. T-Shirts schlabberten auf einmal und ich konnte ein Gürtelloch nach dem anderen enger stellen. Ich bekam Komplimente; ich würde so strahlen und hätte ja „richtig abgenommen“ – das war natürlich extrem motivierend, denn das alles erreichte ich, obwohl ich ausreichend aß, und auch vegan naschte.
Eine Waage zog bei mir ein, ich fing erst unregelmäßig, dann regelmäßiger an Sport zu machen und die Motivation am Ball zu bleiben war gar nicht nötig, immerhin machte ich keine Diät, sondern aß aus Überzeugung und mit Begeisterung vegan.
Und genau das ist auch der springende Punkt!
Eine Diät ist damit verknüpft, dass man irgendwann damit aufhört. Das beinhaltet aber eben auch, dass man (leider) oft in alte Muster verfällt und – zack – hat der berüchtigte Jojo-Effekt zugeschlagen.
Den es übrigens natürlich auch in vegan gibt. Wer glaubt ich habe über 40 Kilo ohne Unterbrechungen abgenommen, der irrt sich. Ich hatte mehrere Tiefpunkte, ob es nun meine Psyche, oder mein Körper waren die mich in meinem Vorhaben gebremst haben, es gab sie und wird sie vermutlich immer wieder geben.
März/April 2016 knackte ich als erstes Mal die 95 Kilo (also die 40 Kilo Abnahme), nahm aber über das ganze Jahr 2016 acht Kilogramm wieder zu. Im Januar ging es für mich dann knapp vier Wochen in eine stationäre, orthopädische Reha wegen massiver Rückenprobleme.
Mein Gewicht zu der Zeit: wieder stolze 103 Kilogramm.
Nach der Reha ging es mir deutlich besser und vor allem fand noch einmal gedanklich ein Umdenken bei mir statt; ich nehme nun nicht mehr ab, weil ich mich von der Gesellschaft Druck gesetzt fühle, oder ich einem verqueren Schönheitsideal entsprechen möchte.
Ich mache das ganze für MICH, für MEINE Gesundheit, für MEIN Wohlbefinden. Übrigens, genau so halte ich das ganze mittlerweile mit Sport auch; ich mache nur noch Sport der mir und meinem Rücken gut tut. Denn ich merke immer, wenn ich zwei Wochen nichts gemacht habe, dass es wieder hier und da anfängt mehr zu zwicken als sowieso schon.
Das heißt aber nicht, dass es mir immer leicht fällt mich zum Sport zu überwinden. Im Gegenteil: ich führe oft verbissene Kämpfe gegen meinen inneren Schweinehund – und gewinne nicht immer!
Meine Reise ist noch lange nicht zu Ende, ich befinde mich immer noch mitten auf dem Weg. Manchmal zwingt mich das Leben ein paar Schritte zurück zu machen, ich muss Steine beiseite räumen, mich für eine Abzweigung entscheiden und manchmal, da läuft es auch wie am Schnürchen. Das alles gehört dazu und genau das versuche ich zu akzeptieren. Es gibt kein Bilderbuchleben, man lebt zwischen den Zweifeln.
Ihr seht;
ein Geheimrezept oder DIE eine Methode um euer Leben zu verändern kann und will ich euch auch gar nicht präsentieren. Für mich hat alles rund um das Thema „Vegan“ zu einer nachhaltigen Veränderung in meinem Verhalten und Denken geführt, ich stecke aber auch noch mitten in meiner Entwicklung und freue mich, wenn ihr mich dabei begleiten wollt.
Und wenn ich auch nur einen von euch inspirieren kann, dann habe ich schon gewonnen. 🙂